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Engagierte Zivilgesellschaft

Das zivilgesellschaftliche Engagement in Deutschland ist hoch. Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich, die Bedeutung von Stiftungen wächst.
DLRG
© dpa

Rund 29 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich und übernehmen Verantwortung für die Gesellschaft. Das bedeutet einen Anteil von knapp 40 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Dieser Wert ist in den vergangenen 20 Jahren deutlich gestiegen, 1999 lag er noch bei rund 31 Prozent. Eine Mehrheit von 60 Prozent der Befragten des 2021 erschienenen Fünften Deutschen Freiwilligensurveys investiert wöchentlich bis zu zwei Stunden in das Ehrenamt, 17 Prozent wenden sogar sechs und mehr Stunden für die freiwillige Tätigkeit auf. Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie: Das Engagement ist vielfältig und kommt verschiedenen Gruppen zugute. Die meisten Freiwilligen sind im Bereich Sport und Bewegung aktiv, es folgen die Bereiche Kultur und Musik, Soziales sowie Schule und Kindergarten.

Zivilgesellschaft kennzeichnet jenen Bereich der Gesellschaft, der nicht staatlich oder parteipolitisch ist, sondern sich freiwillig und öffentlich in gesellschaftlichen und politischen Fragen engagiert. Vereine spielen beim freiwilligen Engagement eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Genossenschaften, Hilfsorganisationen, gemeinnützigen Unternehmen und Privatinitiativen bilden die Mitglieder der 620.000 Vereine das Rückgrat des „dritten Sektors“. 

Einsatz in Bürgerstiftungen

Vor allem Stiftungen gewinnen kontinuierlich an Bedeutung. Deutschland ist mit fast 26.000 rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts, der klassischen Rechtsform einer Stiftung, eines der stiftungsreichsten Länder Europas. Allein im Jahr 2023 wurden mehr als 600 neue Stiftungen errichtet. Im Bundesdurchschnitt kommen auf 100.000 Einwohner 31 Stiftungen. Mit einem Anteil von 90 Prozent verfolgen die meisten rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland – ausschließlich – gemeinnützige Zwecke; nicht wenige von ihnen seit Jahrhunderten. Die fünf größten privatrechtlichen Stiftungen, gemessen an ihren Ausgaben, sind die SRH Holding, das KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V., die RAG-Stiftung, die Evangelische Stiftung Alsterdorf und die VolkswagenStiftung.

Stark im Kommen sind Bürgerstiftungen, bei denen Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen gemeinsam als Stifter auftreten, um lokale oder regionale Vorhaben zu fördern. Erste Stiftungen dieser Art entstanden 1996. Es gibt inzwischen mehr als 400 Bürgerstiftungen, die das Gütesiegel des Bundesverbands Deutscher Stiftungen tragen.

Das bürgerschaftliche Engagement hat in den vergangenen Jahren leicht zugenommen, es verlagert sich aber von den größeren Verbänden stärker hin zu kleinen, selbstorganisierten Gruppen und wechselnden Projekten. Insbesondere während des starken Zuzugs von Flüchtlingen in den Jahren 2015 und 2016 engagierten sich viele Menschen in Deutschland ehrenamtlich in lokalen Initiativen zur Unterstützung der Schutzsuchenden. Die Corona-Pandemie hat neue Aufgaben und Formen des ehrenamtlichen Engagements hervorgebracht, etwa Einkaufshilfen für Menschen aus Risikogruppen.